Schneehelle Nächte
Es ist, als ob die Stille zu Boden sänke, vor einem dunkel leuchtenden Himmel, zerfetzt in unzählige Stücke. Kaum größer als Saubflusen sind sie, leichter als dein Atem, der bedächtig in der Luft steht. Niemand neben dir, keiner kommt, keiner geht. Nur deine riesige, schlummernd tappende Stille.
Die Stadt lacht leise, in ihrem neuen Hemd mit den tausend Ärmeln. Es passt wie angestaubt. Plötzlich weißt du: Du musst nicht mehr fremd sein. Und dann packst du deine Sehnsucht am Schlafittchen und läufst, mit dem Blick zuerst, über frisch gefallene Stille. Erst dann folgt dein Körper, unter dessen Schritten die Stille dumpf zerknackt. Das Vertraute, das du niemals fassen wirst, ist ganz nah, während deine Spuren für einige Augenblicke das Nachthemd der Stadt säumen. Bis die Stille sie wieder scheinbar gänzlich verwischt hat.
Wirre Träume
In wirren Träumen sprießen Felle aus glatten Kaffeetassenschalen, leere Steinaugen sehen zu. In wirren Träumen isst man Eis mit Fahrradschlauchgeschmack, während weiße Ziegen sehnsuchtsvoll durch Treppengeländer blöken. Alles nimmt Form an, zerfasert, verpufft in Vertrautheit. Es ist die Zeit der Unterwasserinsekten, die Frisuren aus Kiemenfächern tragen und immer von unten nach oben blicken. Ihr Nacken wächst in einem Bogen, weil sie dazu geboren werden unter Steinen zu leben und im Schatten Gefahren aufzulauern. In wirren Träumen verspannt sich alles zu einem Netz. Auf Helles folgt Dunkles, das ist die einzige Regel des Webstuhles deiner Träume. Jeder Flügelschlag, jeder blanke Koboldblick, jeder fallende Tintenstrich hält sich daran. So trägt dich das Netz. Selbst wenn du meinst, in Leere zu schwinden oder in Finsternis zu ertrinken.